Gedenktage und Grabsteine haben in vielen Kulturen und Religionen der Welt eine besondere Bedeutung. Sie sind ein Teil der Trauerarbeit, eine Form des Umganges und der Integration von Verlusten. Rituale und Symbole sind an diesen Tagen und an besonderen Orten die sichtbaren Zeichen des Andenkens und der Dankbarkeit an die Verstorbenen, die ja noch weiter in unserer Erinnerung “leben”. Insbesondere das Grab ist der zentrale Ort der Erinnerung, sowie ein Ort, an dem Trauer erlebt und verarbeitet werden kann.
Seit 2018 gibt es den “Tag des Grabsteins“, an dem man sich bei den örtlichen Steinmetzen über Grabsteine, Grabgestaltungen, Preise und die Geschichte des Grabstein informieren kann.
Seit 1952 wird der Volkstrauertag begangen und an die Kriegstoten und Opfer der Gewaltherrschaft der Weltkriege aller Nationen erinnert.
Im Jahr 2020 ist vieles anders.
Das Corona-Virus – und die Angst davor, krank zu werden oder zu machen – hat das Land im Griff.
So wird es in diesem Jahr in den Ortsteilen keine Bürgerversammlungen im Gedenken geben, es werden keine Chöre singen, keine Reden gehalten. Lediglich die Bürgermeisterin und die Ortsvorsteher/innen werden an diesem Tag stellvertretend für die Mitbürger in stillem Gedenken die Friedhöfe der Gemeinde besuchen.
“Der Volkstrauertag wurde 1919 vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge als Gedenktag für die gefallenen deutschen Soldaten des Ersten Weltkriegs vorgeschlagen. 1922 fand die erste Gedenkstunde im Reichstag statt. Der Volkstrauertag wurde erstmals am 1. März 1925 begangen.” (wikipedia) Dieser Tag war weiterhin nationalistisch und kriegsverherrlichend. Erst in der Bundesrepublik wurde er ab 1952 zu einer Mahnung für den Frieden.
Eine Freundin sagte mir, dass sie keinen nationalen Tag für ihre Trauer brauche; die im Promillebereich liegende Beteiligung der Bevölkerung an offiziellen Veranstaltungen geht in die gleiche Richtung. Ich versuche mal, diesen Tag aus der Sicht der Mütter und Ehefrauen zu sehen, die zwischen 1914 und 1918 ihre Ehemänner und Söhne verloren hatten. Spätestens ab dem Kriegswinter 1916 mussten sie nur noch funktionieren: Essen herbeischaffen, für Holz und Kohle sorgen, als Arbeitskraft in Fabriken, Werkstätten und Landwirtschaft die Männer ersetzen, zugleich als Lazarettschwestern die Schreie und die psychische Zerstörung der Männer ertragen und selber Trost spenden. Gegen Ende des Krieges mussten sie den Hunger ihrer Kinder aushalten und oft um deren Leben bangen, das vor allem durch die Spanische Grippe bedroht war. Wann hatten diese Frauen Zeit zum Trauern? Kam da ein nationaler Trauertag nicht gelegen und gab ihnen den Raum, ihrer Trauer gemeinsam mit anderen Frauen freien Lauf zu lassen? In unserem Lande leben wir seit 75 Jahren im Frieden, Tun wir alles dafür, dass es so bleibt!