die Regeln im Zwiegespräch (ob mit Partner/in oder Arbeitskollege/kollegin vorab hier ganz knapp:
- keine Fragen.
- keine Ratschläge.
- Jeder redet nur über sich.
- Wer redet, darf immer ausreden und wird nicht unterbrochen.
- Schweigen ist erlaubt. Es besteht kein Zwang zur Offenbarung!
- Zwiegespräche sollten verbindlich verabredet werden.
Nur dann kann man Widerstand erkennen; ebenso wie man an der Grenze der verabredeten Zeit sehen kann, welche Themen, um die eigene Angst zu regulieren, erst kurz vor Schluss auf den Tisch kommen und erst in der nächsten Woche weiter verfolgt werden können.
- Zwiegespräche brauchen wenigstens einmal in der Woche anderthalb Stunden ungestörte Zeit.
Die Regelmäßigkeit ist das Geheimnis ihres Erfolges. So geht der rote Faden (des gemeinsamen Unbewussten eines Paares) nicht verloren.
(9/10 unseres Wissens wissen wir nicht; ist implizit, unbewusst. Nur 1/10 unserer Eindrücke werden uns bewusst, sind explizites Wissen.)
- Jeder spricht über das, was ihn bewegt: wie er sich, den anderen, die Beziehung und sein Leben erlebt.
Jeder bleibt bei sich. Das Gespräch hat kein anderes Thema, es ist offen.
- Reden und Zuhören sollten möglichst gleich verteilt sein.
Schweigen und Schweigenlassen, wenn es sich ergibt.
Auch dabei können sich klärende Eindrücke entwickeln, meist schweigt das Gehirn ja nicht und im Schweigen hat man Zeit, sich etwas durch den Kopf gehen zu lassen.
Ausgeschlossen sind:
- Bohrende Fragen,
- drängen,
- Kolonialisierungsversuche
(d.h. sich den anderen einverleiben, z.B. mit „Wir“-Formulierungen oder durch Vorschriften machen; ihn also letztlich als Gegenüber, Andersartig und Eigenständig auslöschen).
Zwiegespräche sind kein Zwang zur Offenbarung. Jeder entscheidet für sich, was und wie viel er sagen mag. Beide lernen durch Erfahrung, dass größtmögliche Offenheit am weitesten führt.
Sich wechselseitig einfühlbar zu machen ist das erste Ziel der wesentlichen Gespräche.
Nur so kann einer das Andere im Anderen wirklich miterleben.
Wenn uns das gelingt, beginnen wir zu begreifen, was eine Beziehung sein kann.
Wenn beide für dieses Setting (engl. Rahmen) sorgen, sorgt es seinerseits für alles.
Vor allem garantiert es die unbewusste Selbstregulation der Entwicklung zu zweit.
Quelle: Michael Lucas Möller: Die Wahrheit beginnt zu zweit. Das Paar im Gespräch. Rowohlt, 1990,2002